Herr Auwärter, was war Ihr Traumberuf als Kind?
Kfz-Mechaniker. Ich habe meinen Traumberuf im elterlichen Betrieb erlernen können. Diese Erfahrung hat mich mein ganzes Leben lang begleitet.
Was haben Sie in der Schule fürs Leben gelernt?
Das Leben ist ein ständiges Lernen und die Schule ist der Anfang des Ganzen.
Was war das größte schulische Drama für Sie?
Das Praktische lag mir schon immer näher, als die Theorie. Ich war kein guter Schüler. Ich bin über den zweiten Bildungsweg zu meinem Ziel gekommen. Das war aber kein Drama.
Haben Sie in der Schule gemogelt?
Nein. Ich musste nicht mogeln, weil ich mit meinem Schicksal zufrieden war.
Was war Ihr Lieblingsfach?
Ich war ein durchschnittlicher Schüler. Ich habe alles mitgemacht und habe nichts vernachlässigt.
Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Aufgrund meines handwerklichen Könnens war ich ein gefragter Mann bei den Kunden, den Arbeitskollegen und bei den Lieferanten. Ich war dabei, als die Luftfederung eingeführt wurde, ich war auch bei den ersten Scheibenbremsen mit dabei. Dadurch war ich anerkannt, das hat mir Türen geöffnet.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Mein Bruder Albrecht. Wir waren ganz unterschiedlich, haben uns jedoch gut ergänzt. Er war der Visionär im Unternehmen, ein Mann mit vielen Ideen. Meine Schwester Else, mein Bruder Albrecht und ich waren ein Dream-Team. Zusammen bildeten wir von der ersten Stunde an das Dreigestirn: Else war für das Kaufmännische zuständig, ich musste an der Basis schauen, dass es läuft, und die Diplomatie war der Aufgabenbereich von Albrecht.
Was hat Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten gefallen?
Kundenwünsche zu erfüllen. Der Kunde äußerte einen Wunsch und wir hatten die Möglichkeit, die Vorstellungen unserer Kunden in die Tat umzusetzen. Das war nur möglich, weil wir mit der Zulieferindustrie an einem Strang zogen. Ein gutes, anständiges Verhältnis zu den Zulieferern war uns sehr wichtig.
Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort „Omnibus“?
Der Omnibus hat eine weitreichende Tradition. Er muss für die Menschen da sein. In der heutigen Zeit hat er drei Aufgaben: Einerseits im Linienverkehr für die Allgemeinheit – für behinderte Menschen, Senioren und diejenigen, die keinen Pkw wollen. Ein weiterer Einsatzbereich sind die Zubringerverkehre (Überlandbusse). Und schließlich der Luxusreisebus.
Wer war für Sie ein persönliches Vorbild?
Mein Bruder, Bob Lee (Hans Robert Lee) und Manager mit Grundsätzen wie z. B. Rudolf Rupprecht, früherer Vorstandsvorsitzender der MAN AG. Einst sagte er zu mir: „Herr Auwärter, ich führe einen riesen Konzern. Mein Grundsatz lautet: die zehn größten Probleme ausmachen und lösen. Alles andere läuft von alleine.“ Das hat Rudolf Rupprecht konsequent durchgezogen. Dieses Prinzip hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn erst, wenn man diese Probleme aus der Welt schafft, kann es aufwärts gehen. Wenn ich aber die Probleme nicht sehe und mich auf andere Dinge konzentriere, geht’s in den Graben. Das habe auch ich mir zum Grundsatz gemacht: Erst einmal die Probleme aus der Welt schaffen, alles andere kommt von alleine.
Was sind die drei größten Tugenden eines Vorgesetzten?
Jeder Mensch hat seinen Platz, jeder hat seine Berechtigung und jeder hat seine Chance. Der Mitarbeiter stellt seine Arbeitskraft zur Verfügung. Es ist die Aufgabe des Chefs, dafür zu sorgen, dass der Mitarbeiter an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Was den Kunden angeht, ihn braucht man als Partner. Er muss gut bedient werden. Eine weitere Säule ist die Allgemeinheit. Ich lebe in der Gesellschaft, also muss ich mich auch einbringen und engagieren.
Was ist Ihre größte Tugend?
Meine Tugend ist der Omnibus. Ich lebe für den Omnibus. Heute möchte ich mit der Traditionspflege der Anlaufpunkt sein – mit dem Automobil-Park Auwärter in Pilsting.
Welches Ziel möchten Sie noch erreichen?
Da bin ich jetzt auf einem guten Weg. Ich habe den Automobil-Park in Pilsting eröffnet, ein Archiv über die Besitzer von historischen Omnibussen erstellt und veranstalte die Retro Classics in Stuttgart sowie das Europäische Omnibustreffen, das in einer jährlich wechselnden europäischen Stadt abgehalten wird. Ich möchte die Oldtimer-Szene stärken. Den Automobil-Park habe ich an meine Kinder vererbt. Mein Wunsch ist, dass die Kinder den Automobil-Park weiterführen. Er soll weiterleben.
Das Gespräch führte
Askin Bulut