Bestens vernetzt und gut verankert in der Branche ist Astrid Werner sofort anzumerken, dass sie für ihren Job brennt und ihre Aufgaben voller
Begeisterung wahrnimmt. Das Thema Gartenevents führte sie schließlich auch zu ihrem privaten Glück mit ihrem Mann Jochen Sander, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft – der gerne mal als „Mr. Bundesgartenschau“ bezeichnet wird.

In den touristischen Bereich hat es sie eigentlich schon immer gezogen. Nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Bristol Hotel Kempinski Berlin absolvierte Werner ein Betriebswirtschaftsstudium mit den Schwerpunkten Marketing, Management und Tourismus. Über die Potsdam Touristik und Marketing GmbH, wo sie als Mitarbeiterin im Bereich Verkaufsförderung und Produktentwicklung tätig war, kam sie schließlich zur Bundesgartenschau Potsdam 2001. Dort leitete sie zunächst den Vertrieb und später zusätzlich auch das Marketing.

Seitdem folgten – neben den Bundesgartenschauen in Schwerin (2009), Koblenz (2011), Havelregion (2015), Heilbronn (2019) sowie Erfurt in diesem Jahr – zahlreiche weitere Landesgarten- und Blumenschauen, aber auch andere touristische Projekte, die Astrid Werner, seit 2002 mit ihrer AW Tourismusberatung freiberuflich tätig, mit betreute.

Kein Wunder, dass bei so viel floralem beruflichen Engagement der Eltern auch der Nachwuchs nicht ganz unbeeinträchtigt bleibt. „Mama, Papa, Buga – das waren die ersten drei Worte, die unsere Töchter gesprochen haben“, berichtet Astrid Werner lachend und ergänzt: „In ihrem ersten Lebensjahr haben die beiden schon drei Gartenschauen miterlebt.“ Inzwischen sind die Zwillinge Viktoria und Sophia 13 Jahre alt. Gemeinsam mit ihnen und ihrem Mann verbringt sie auch privat liebend gerne ihre Zeit im heimischen Grün zu Hause in Potsdam und tankt Kraft für neue Herausforderungen.

Mit der „Floriade Expo 2022“ hat die gebürtige Berlinerin längst auch schon das nächste Großprojekt „in der Mache“. Für die niederländische Weltgartenbauausstellung, die vom 14. April bis 09. Oktober 2022 unter dem Thema „Growing Green Cities“ in Almere, knapp eine halbe Autostunde von Amsterdam entfernt, stattfinden wird, ist sie als Key-Account Managerin Gruppenreisen Deutschland im Einsatz.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Ich wollte damals schon unbedingt dort arbeiten, wo andere Menschen ihren Urlaub verbringen – im Hotel.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Dass man sich Erfolg erarbeiten muss.

Was war das größte schulische Drama für Sie?
Eine Woche vor dem Abitur, ich hatte bereits den Führerschein gemacht, da wurde in mein geliehenes Auto eingebrochen und meine Tasche samt Abi-Unterlagen vom Rücksitz geklaut. Das war natürlich ein Drama für mich, aber es ist dann doch alles einigermaßen glimpflich ausgegangen.

Haben Sie als Schüler gemogelt?
Nein, natürlich niemals! Das heißt: Jeder Versuch einen Spickzettel zu schreiben führte eh sofort zu dem Effekt, dass man schon beim Verfassen alles nahezu auswendig konnte und der Zettel obsolet wurde.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Da wir eine frankophile Familie waren, wählte ich Französisch als Leistungskurs. Das Fach Sport und jegliche Art von Bewegung lag mir allerdings genauso am Herzen: Ich war verrückt nach Basketball und auch Volleyball spielte ich parallel im Verein.

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Das war direkt nach dem Abitur, als ich noch ein Jahr auf meinen Ausbildungsplatz im Kempinski-Hotel in Berlin warten musste: Ich entschied mich kurzerhand mit ein paar Mark, einem Bahnfahrticket und einer Unterkunft für die ersten Tage in der Tasche nach Paris zu fahren um dort als Aupair-Mädchen zu arbeiten. Die Aupair-Familie musste ich mir innerhalb von einer Woche vor Ort in Paris suchen und das ohne Internet und Handy damals. Hat aber alles tatsächlich geklappt. Danach ging es dann nach London weiter. Aufregende Zeit!

Wer hat Sie am meisten gefördert?
Erst meine Eltern, dann verschiedene Professoren und Vorgesetzte, später auch mein Mann.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Einen besonderen Raum bei meinen Projekten haben bis dato die Bundesgartenschauen eingenommen. Diese sind meist in erster Linie nachhaltige grüne Stadtentwicklungsprojekte. Es ist immer wieder faszinierend für mich zu erleben, wie Städte und Regionen mit Hilfe dieses „Buga“-Formats zu neuem Leben erweckt und die Lebensqualität erheblich gesteigert werden kann. Abgesehen davon gefällt mir die Rolle als Vermittlerin zwischen Auftraggeber und Busreisebranche. Denn die Bustouristik wird leider noch häufig, vermutlich aus Unwissenheit, bei touristischen Anbietern zu stiefmütterlich behandelt.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Es gibt für mich eigentlich nicht „den“ größten Erfolg, aber es gab insbesondere drei Buga-Projekte in der Vergangenheit, wo wir die Früchte unserer Arbeit in großen gefüllten Körben nach Hause tragen konnten: Das war in den Städten Potsdam, Schwerin und Koblenz. Hier durften wir jeweils zwischen 14.000 und 16.000 Reisebusse begrüßen und ernteten gleichzeitig viel Lob aus der Branche für die gelungene Organisation. So viele Reisebusse auf einmal zu erleben war wahnsinnig beeindruckend und tat einfach richtig gut.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Das war im Kempinski-Hotel für meinen Ausbildungsplatz: Ich hatte mich besonders herausgeputzt und war natürlich sehr aufgeregt. Der Personalchef verlor allerdings keine Zeit, mich gleich – vermutlich aufgrund meines schicken Kostümchens – darauf aufmerksam zu machen, dass die Ausbildung u.a. auch Toiletten putzen etc. beinhaltet. Aber ich konnte ihn Gott sei Dank überzeugen, dass ich auch damit überhaupt keine Probleme hatte und bekam den Ausbildungsplatz.

Wie halten Sie sich fit?
Aktuell mit Joggen, Workouts und Zumba.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Den dringenden Wunsch, dass möglichst bald wieder ganz viele Reisebusse quer durch Europa und vor allem ab 23. April 2021 zur Buga nach Erfurt rollen.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
In unserem Ferienhaus in der Provence. Viel ging ja nicht in punkto Reisen im letzten Jahr.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Gute Ideen, Weitblick und viel Leidenschaft für seine Arbeit.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Ich denke Vertrauen, Zuverlässigkeit und stets ein offenes Ohr für die Mitarbeiter.

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Das gibt es für mich nicht in einer Person, aber es gab ein paar charismatische Wegbegleiter, die ich für einzelne Wesenszüge bewundert habe.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Aktuell, wenn ich mir den immer noch weitgehend brach liegenden Busreisemarkt anschaue und die Perspektiven bis dato nicht wirklich absehbar sind.

Was macht Ihnen Angst?
Die Folgen der Pandemie, die rechten Tendenzen und die Gefährdung der demokratischen Grundwerte in immer mehr Staaten dieser Erde.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Einmal ein Sabbat-Jahr nehmen und um die Welt reisen. Von mir aus auch mit Work and Travel…

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Aktuell am ehesten den Corona-Leugnern und den Trumpisten.

Ihre größte Tugend?
Mit Begeisterungsfähigkeit immer wieder nach vorne zu schauen.

Ihr größtes Laster?
Meine Ungeduld, wenn etwas nicht schnell genug umgesetzt werden kann.

Ihr Lieblingsfilm?
Aktuell die kultige Serie „Mord mit Aussicht“ mit Caroline Peters und Bjarne Mädel. In den Zeiten der Pandemie darf es auch einmal heiter und leicht sein!

Ihr Lieblingsbuch?
„Leere Herzen“ von Juli Zeh

Ihr Lieblingslied von den Beatles?
Let it be.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Endlich wieder unbeschwert reisen und noch mehr andere Kulturen kennen lernen, unbedingt auch umweltbewusster reisen. Da wären wir wieder beim Thema Reisebus!

Das Gespräch führte
Anita Faltermann