Der Südtiroler, an dem ein Profifußballer verloren gegangen ist, musste bereits sehr früh lernen, was es heißt, große Verantwortung zu übernehmen und dabei auf seine eigenen Träume zu verzichten. Sein Vater verstarb, als Andreas Falkensteiner noch Teenager war. Damals befand sich das zweite Hotel der Familie Falkensteiner im Bau. Er war 17 und sein Bruder Erich 18, als sie in das Familiengeschäft einstiegen, um an der Seite ihrer Mutter das Unternehmen weiterzuentwickeln. Das liegt mittlerweile 43 Jahre zurück.

Was damals vor über 60 Jahren als eine kleine Sieben-Betten-Pension begann, hat sich heute unter dem Markennamen Falkensteiner Hotels & Residences in der Alpe-Adria-Region mit über 32 Häusern zu einer der maßgeblichen Player im Bereich der Hotellerie entwickelt. Die Marschrichtung ist für Andreas Falkensteiner klar: „Wir setzen mit unseren Marken weiter auf Wachstum.“ Nächstes Jahr werden vier neue Hotels unter dem Falkensteiner-Motto „Welcome Home“ eröffnet: in Pustertal, Kalabrien, Krapina und Montafon. Volle Kraft voraus, das gilt auch für das Bus- und Gruppengeschäft, das für Falkensteiner damals wie heute eine zentrale Rolle spielt. „Wir sind im Gruppengeschäft groß geworden“, erzählt Andreas Falkensteiner. „Die Bustouristik war zu Beginn und ist auch heute ein wichtiger Eckpfeiler unserer Geschäftstätigkeit“, betont er. Deshalb hat auch er wieder das Steuer in der Hand. Nach einer internen Umstrukturierung hat er seit Anfang diesen Jahres wieder die Verantwortung für das Gruppengeschäft der gesamten Falkensteiner-Firmengruppe übernommen. „Der direkte Kontakt zu Bus- und Gruppenreiseveranstaltern hat mir gefehlt“, gesteht er. Sowohl der Paketreiseveranstalter Falk Tours mit seinen Büros in Südtirol, Wien und München, als auch die Gruppenabteilung der Falkensteiner-Hotels werden wieder zentral aus Südtirol, wo die Familie Falkensteiner ihren Ursprung hat, gelenkt. Er hat neue Ideen und freut sich, diese bald umzusetzen. Der Bus- und Gruppentouristik attestiert er eine erfolgreiche Zukunft. „Der Bus und auch die Busreisen werden zunehmend an Bedeutung gewinnen“, ist er überzeugt. „Die Zeit hilft uns dabei“, sagt er und deutet damit auf die Klimadebatte & Co. hin.

Herr Falkensteiner, was war Ihr Traumberuf als Kind?
Als Kind wollte ich immer ein Profifußballer werden. Das war mein größter Traum. Für Fußball begeistert hat mich damals ein Bekannter. Er war Bahnangestellter. Wir wohnten zu dieser Zeit in der Nähe vom Bahnhof. Er spielte leidenschaftlich gerne Fußball und animierte mich auch zum Spielen. So wuchs meine Faszination für diese Sportart bei jedem Spiel mit ihm von Tag zu Tag immer mehr.

Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?
Leider war ich nicht ein sehr fleißiger Schüler, aber für das Leben habe ich gelernt, dass Theorie und Praxis oft weit auseinanderdriften. Und ich bin eher ein Praktiker.

Was war das größte schulische Drama für Sie?
Ich war sehr enttäuscht, als einer meiner besten Freunde nicht versetzt wurde. Wir waren von Kindesbeinen an befreundet. Deshalb verbrachten wir auch sehr viel Zeit miteinander – in der Schule und in unserer Freizeit. Als ich dann versetzt wurde und er nicht, war das sehr schlimm für uns beide, weil wir uns von da an in der Schule nicht mehr sehen konnten.

Haben Sie als Schüler gemogelt?
Ja, aber unsere Lehrer waren sehr aufmerksam.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Sport und Geografie.

Auf welche außerschulische Leistung sind Sie besonders stolz?
Ich wurde als Jugendlicher zu einem Probetraining in einem „Serie A Club“, vergleichbar mit der Deutschen Bundesliga, eingeladen. Der Bekannte von mir, mit dem ich immer Fußball spielte – ich hatte ihn eingangs erwähnt – hatte gute Kontakte zu Inter Mailand. Eines Tages tauchte dann ein Fußballscout bei einem unserer Jugendfußballspiele auf. Daraufhin bekam ich eine Einladung zum Probetraining in Mailand, wo ich eine Woche lang mein Talent unter Beweis stellen sollte – mit der Aussicht, in die Jugendmannschaft aufgenommen zu werden. Das war für mich eine einmalige Chance. Mein Vater lehnte aber mein Vorhaben als „Hirngespinst“ ab. Er wollte, dass ich meine Schule abschließe und eine vernünftige Ausbildung mache. Ich war natürlich sehr enttäuscht.

Wer hat Sie am meisten gefördert?
Meine Mutter. Da mein Vater leider schon sehr früh verstorben ist, übernahm sie die komplette Verantwortung für mich, meinen Bruder und für das Unternehmen. Sie hat mich in jeder Hinsicht unterstützt und dafür gesorgt, dass ich meine Ausbildung erfolgreich abschließe und im Familienunternehmen Fuß fasse.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Die Arbeit mit vielen Menschen und verschiedenen Charakteren ist sehr abwechslungsreich und kein Tag ist wie der andere. In unserem Geschäft ist schnelles Handeln und Entscheidungsfreudigkeit gefragt, das entspricht meinem Naturell.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Als mein Bruder Erich und ich mit 18 und 17 Jahren in das Familienunternehmen eingestiegen sind, waren wir blutige Anfänger und es erfüllt mich mit Freude, dass sich die Geschäfte so gut entwickelt haben. Den größten Anteil an dieser Entwicklung hatten allerdings unsere treuen Mitarbeiter und Partner, die uns über Jahre die Stange gehalten haben.

Ihr erstes Bewerbungsgespräch: Woran erinnern Sie sich noch?
Da unser Vater gestorben ist, als wir noch sehr jung waren, hatte ich leider nie die Möglichkeit, außerhalb unseres Unternehmens zu arbeiten.

Wie halten Sie sich fit?
Ich wandere gerne. Wenn ich in der Natur bin, bekomme ich den Kopf frei.

Welche Dinge verbinden Sie mit dem Wort Omnibus?
Reisen, Geselligkeit, Neues erleben, neue Menschen kennenlernen; alles ist organisiert, man muss sich nicht persönlich um jedes Detail kümmern.

Wo haben Sie Ihren letzten Urlaub verbracht?
In Südafrika.

Welches sind die drei wichtigsten Gründe für Erfolg im Leben?
Bodenständigkeit: man muss wissen, wo man herkommt. Visionen: man muss wissen, wo man hin möchte. Soziale Kompetenz: ein gutes Klima im privaten wie beruflichen Ambiente.

Was sind die drei wichtigsten Tugenden eines Vorgesetzten?
Ehrlichkeit, die Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren, Vertrauen

Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?
Ein Unternehmer in unserem Heimatdorf hatte alles erreicht, er gehörte zu den erfolgreichsten seiner Zeit. Dann hat er durch verschiedene Ereignisse alles verloren, ist aber immer derselbe geblieben, im Erfolg wie im Misserfolg.

Wann bereitet Ihnen Ihre Berufstätigkeit Bauchschmerzen?
Manchmal möchte man ein Problem lösen, hat es aber selber nicht in der Hand; dies sind Situationen, mit denen ich zu hadern habe.

Was macht Ihnen Angst?
Ich denke positiv und hoffe, dass die Dinge so bleiben wie sie sind.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern am meisten?
Ehrlichkeit, Loyalität, positive Einstellung und Engagement.

Welche persönliche Freiheit vermissen Sie am meisten?
Keine! Mir fehlt es an nichts. Alles, was mir Freude bereitet und mich glücklich macht, habe ich bereits. Ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder. Wir verbringen viel Zeit miteinander und genießen das Familienleben.

Wem möchten Sie gerne mal die Meinung sagen?
Boris Johnson

Ihre größte Tugend?
Ich denke, ich bin immer bemüht, ausgleichend zu wirken. Ich versuche, mein Bestes zu geben, egal wieviel Zeit es in Anspruch nimmt.

Ihr größtes Laster?
Ich esse gerne. Am liebsten Pasta – und zwar in jeder Form und Variation.

Ihr Lieblingsfilm?
Bud Spencer und Terence Hill – ich kenne sie alle.

Ihr Lieblingsbuch?
Der lange Weg zur Freiheit

Ihr Lieblingslied von den Beatles?
Let it be, habe ich als DJ in unserem Hauskeller rauf und runter gespielt.

Das Gespräch führte
Askin Bulut