Ingo Wortmann, Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), betont die Dringlichkeit einer klaren verkehrspolitischen Weichenstellung: „Die Ziele eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums und der wirtschaftlichen Transformation sind auf dem Kontinent und in Deutschland nur erreichbar, wenn Berlin und Brüssel die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Insbesondere Busse und Bahnen müssen stärker in den Fokus gerückt und als Teil der Lösung verstanden werden.“
Der Branchenverband VDV sieht mit Blick auf den Sustainable Transport Investment Plan, beim Clean Industrial Deal sowie bei der EU-weiten Regulierung des Vertriebs Chancen wie Risiken. Aus Sicht des VDV bietet der Sustainable Transport Investment Plan die Gelegenheit, Investitionen gezielt in die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu lenken. „Es muss sichergestellt werden, dass Eisenbahn und öffentlicher Nahverkehr ausreichend Mittel erhalten. Der Ausbau von Schienennetzen – grenzüberschreitend –, Elektrifizierung und digitale Stellwerkstechnik sowie Investitionen in emissionsfreie Busflotten sind entscheidend, um die ökologische Transformation voranzutreiben“, sagte Wortmann.
Beim ÖPNV stehe neben dem Angebotsausbau die Förderung von lokal emissionsfreien Fahrzeugflotten sowie die nötige Ladeinfrastruktur im Vordergrund – ein Bereich, der „sowohl von ehrgeizigen Zielvorgaben aus Brüssel gekennzeichnet“ sei als auch „durch eine mangelhafte Unterstützung des Bundes und der Länder in Deutschland“.
Industrie stärken, Verkehr dekarbonisieren
Mit dem Clean Industrial Deal will die EU hochwertige Arbeitsplätze fördern und die Wirtschaft dekarbonisieren. „Busse und Bahnen sind energieintensiv“, so Wortmann. „Derzeit werden sie in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Industrien – nicht entlastet. Die Branche würde also von niedrigeren Energiekosten profitieren. Günstigere Energie und besserer Zugang zu Rohstoffen stärken die Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus brauchen wir Rahmenbedingungen, die den Schienengüterverkehr verlässlich und attraktiv machen, insbesondere im Bereich der Trassenpreise.“
Der VDV betont, dass Flottenmodernisierung und Infrastrukturmaßnahmen staatlicher Unterstützung bedürfen: „Die Hersteller sind gehalten, emissionsfreie Fahrzeuge in ausreichender Stückzahl und zu wettbewerbsfähigen Preisen zu liefern. Bis dahin sind Fördermaßnahmen unverzichtbar.“ Die Branche erwartet diesbezüglich neue Entwicklungen auf der mobility move im April in Berlin.