Besonders prekär erscheint die Situation in Berlin und vier weiteren Städten, wo der ÖPNV in den vergangenen zwei Jahren sogar „zusammengestrichen“ worden sei, heißt es in der Studie. Die Hauptstadt habe dabei im Deutschlandvergleich mit einem Rekordminus zu kämpfen: Die ÖPNV-Angebote schrumpften hier sogar um stolze 7,1 Prozent. Auf Platz zwei der unrühmlichen Rangliste liegt Kiel mit -3,7 Prozent Rückgang, auf Platz drei Köln mit -3,1 Prozent ÖPNV-Verlust, auf Platz vier Frankfurt am Main mit -2,8 Prozent und auf Platz fünf Karlsruhe mit -2,5 Prozent. In insgesamt zwölf Städten, darunter Hannover und Braunschweig, tat sich „kaum etwas“, die Zu- oder Abnahme lag in diesen Orten bei +/- 1 Prozent. In Hannover sei die Zahl der vom ÖPNV angebotenen Fahrten zwischen 2023 und 2025 nur um 0,7 Prozent gewachsen, in Braunschweig um 0,1 Prozent geschrumpft.
Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, müsste das ÖPNV-Angebot pro Jahr um mindestens 4,5 Prozent wachsen, heißt es von den Machern der Studie. Ein solches Ergebnis erreiche nur Leipzig, wo das ÖPNV-Angebot um 14,6 Prozent zulegte. Leipzig hatte 2023 beschlossen, das „Liniennetz der Zukunft“ einzuführen und das ÖPNV-Angebot in drei Schritten zu verbessern. Seit 2024 bietet die Stadt zusätzliche Buslinien und dichtere Takte auf mehreren Bus- und Straßenbahnlinien an. Ob der ursprüngliche Plan aber erfüllt werden kann, steht dennoch in den Sternen, denn auch Leipzig drohten finanzielle Probleme, so eine Greenpeace-Sprecherin.
Neben Leipzig verzeichneten dennoch auch Nürnberg (5,4), Aachen (4,3), Münster (3,9) und Dresden (3,1) Zuwächse beim ÖPNV. Dass NRW im Vergleich der Bundesländer verhältnismäßig gut abschneide, liege hauptsächlich an Städten wie Aachen, Duisburg und Düsseldorf, die ebenfalls angefangen hätten, den ÖPNV auszubauen. Nach Greenpeace-Angaben helfe den Städten in NRW ihre hohe Siedlungsdichte. Dennoch blieben auch sie weit hinter dem nötigen Ausbautempo zurück.
„Booster für Bus und Bahn“
„Der ÖPNV ist das Rückgrat eines sauberen, klimaschonenden Verkehrs, doch in den meisten Städten steht der Ausbau auf der Kriechspur“, so Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat. „Deutschlands Städte brauchen einen Booster für Bus und Bahn, dabei muss der Bund ihnen finanziell beistehen.“
Als wichtigste Gründe für Rückgang und Stagnation sieht Greenpeace fehlendes Personal und unzureichende Finanzierung. So fehlten beispielsweise in Berlin vor allem Busfahrer. Hinzu käme ein veralteter U-Bahn-Fuhrpark, der immer wieder zu Verspätungen und Zugausfälle führe. Immerhin sollen seit langem bestellte, aber immer wieder verzögerte neue U-Bahnzüge ab September nach und nach in Betrieb gehen. Trotz des Rückgangs warte Berlin allerdings immer noch mit einem insgesamt sehr guten ÖPNV-Angebot auf, betonte Greenpeace. Hinzu komme, dass in den größten Städten oft längere Züge eingesetzt würden, was in der Erhebung nicht berücksichtigt worden sei. Das könne in der Auswertung der erhobenen Daten zu höheren Rückgängen als tatsächlich vorliegend geführt haben.
Insgesamt untersucht worden waren 30 Großstädte in ganz Deutschland. Grundlage war die Anzahl der Abfahrten aus öffentlich zugänglichen Fahrplandaten. Für Bielefeld, Bremen und Mannheim seien die Datensätze unvollständig gewesen, deswegen seien diese Städte nachträglich aus der Erhebung entfernt worden.