Geniale Geschäftsideen sind oft das Resultat von glücklichen Zufällen, Kreativität und einer Prise Risikobereitschaft. Alle drei Punkte kamen Anfang der 2000er Jahre zunächst für Carsten Herold zusammen. Der damalige Lehramtsstudent hatte in seinen Sommersemesterferien Lust auf etwas Praktisches – und bewarb sich als Betreuer für Kinderferienlager. Ein Traum-Ferienjob für jemanden, der Kinder mag, der eigenen Erinnerung an jüngere Tage noch nicht allzu lange entwachsen ist und das Herz eines Abenteurers hat. Viel Zeit verging nicht, bis sich Carsten Herold eine Chance bot, nach der er mit beiden Händen griff: Als die Organisatoren der Ferienlager entschieden, ihre Angebote einzustampfen, übernahm Carsten Herold das Geschäft und organisierte Kinderferienlager fortan selbst, neben seinem Studium.
In der Zwischenzeit war Franz Olender mit seinem Jura-Studium beschäftigt gewesen. Beide Männer hatten gemeinsam die Schulbank gedrückt und trafen sich nun wieder. Beide inspiriert von dem Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ihre ersten gemeinsamen Schritte gingen sie mit GSL Reisen, einer Gesellschaft für Schülerlager. Und die wiederum brachte sie dazu, darüber nachzudenken, was sie außer Kinderferien-
lagern im Sommer noch machen könnten. Ihr neues Ziel war schnell klar: Jungen Menschen den Spaß am Lernen zurückzugeben.
Schon 2002 setzten sie ihre Idee in die Tat um und gründeten Herolé, mit dem Anspruch, innovative Bildungsinhalte von hoher Qualität in Erlebnisse einzubetten, die den Schülern noch lange in guter Erinnerung bleiben würden – am besten lebenslang. Und das waren und sind eben Klassenfahrten. 2003 wagten Carsten Herold und Franz Olender den Sprung ins kalte Wasser und boten ihre erste Klassenreise an. Mit so großem Erfolg, dass sie 2005 ihren ersten eigenen Reisebus anschafften: Einen kurzen Mercedes Benz Tourino, der sich mit Schulklassen perfekt auslasten ließ. Die ersten
beiden Busfahrer engagierten sie vom Fleck weg.
Wertschätzung erfahren
Mit der Strategie „mehr Qualität, mehr Service, besserer Bus“ wagte Herolé eine Art „Contra-Kurs“ zu dem auch heute noch oft anzutreffenden Trend „für Schüler lieber nicht das Beste, die benehmen sich im Zweifel eh wie die Axt im Wald“. Dass das Gegenteil stimmt, haben mittlerweile eine ganze Reihe hochwissenschaftlicher Studien bewiesen: Das, was „sicherheitshalber
extra nicht so schön ist“, provoziert Respektlosigkeit dadurch, dass es sie erst recht hervorruft.
Mit Herolé haben seither locker mehrere Millionen Kinder und Jugendliche Wertschätzung im wahrsten Sinne des Wortes erfahren dürfen. „Wir wollten mit besonders gutem Service mehr Einfluss auf das Gelingen der Klassenfahrt nehmen“, erinnert sich Carsten Herold heute. Schritt für Schritt bauten er und Franz Olender auf diesem Konzept eine der größten Reisebusflotten für Klassenfahrten in ganz Europa auf. Die eigene Busflotte – mit derzeit insgesamt 17 Fahrzeugen von MAN und Mercedes Benz – ist dabei bis heute ein Alleinstellungs-merkmal in der Klassenreisebranche.
Eigenes Kundenportal für Lehrer
Mit Herolé sehen sich beide „Macher“ in erster Linie als Partner der Lehrer, die Klassenreisen konzipieren und organisieren müssen – und hierbei oft auf Unterstützung angewiesen sind. Bereits in der Planungsphase einer Klassenfahrt steht Lehrern beispielsweise ein eigenes Kundenportal zur Verfügung, das den Informationsfluss gewährleistet, die Zahlungsabwicklung auch mit Einzelabrechnung ermöglicht und die Bearbeitung von Nach- und Abmeldungen erleichtert.
Nachhaltigkeitsaspekte spielen bei Herolé entsprechend ebenfalls eine bedeutsame Rolle. Seit 2015 engagieren sich Carsten Herold und Franz Olender im Klimaschutz und unterstützen gemeinnützige Organisationen und deren Projekte.
Der Erfolg gibt ihnen recht. Im Laufe der Jahre ist die Nachfrage nach Herolé-Klassenreisen so groß geworden, dass die Gründer ihr Angebot schon längst nicht mehr nur mit den eigenen 17 Reisebussen stemmen. „Wir verfügen über ein großes Partner-Netzwerk und arbeiten mit vielen langjährigen Partnern zusammen“, verrät Carsten Herold. „Tatsächlich realisieren wir sogar den größten Anteil
unserer Reisen mit dem Partner-Netzwerk.“ Trotzdem wollen er und Franz Olender an der eigenen Busflotte festhalten – und sie weiter ausbauen. Herolé blickt also mit Grund zuversichtlich in die Zukunft – und will gleiches auch anderen Busunternehmen ermöglichen. Nicht nur die eigene Busflotte soll im kommenden Jahr aufgestockt werden, auch das Partner-Netzwerk wird erweitert. „Wir möchten besonders den Bus auch als nachhaltiges Transportmittel stärken“, sagt Carsten Herold.
Judith Böhnke