Mit über 40.000 Bussen, mehr als 60.000 Fahrerinnen und Fahrern und rund 3.000 Unternehmen ist der private Bussektor nicht nur ein Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV), sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Busse gelten zudem als eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Das Umweltbundesamt bestätigt regelmäßig, dass Reise- und Fernbusse die geringsten Treibhausgasemissionen im Personenverkehr verursachen. Gleichzeitig bietet der ÖPNV, insbesondere in ländlichen Regionen, eine essenzielle Verbindung zwischen der Fläche und städtischen Zentren. Der BDO betont, dass die Förderung des Busverkehrs nicht nur den Klimazielen Deutschlands zugutekommt, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg der Regionen stützt.
„Busse sind eine zentrale Säule eines nachhaltigen Verkehrsnetzes“, heißt es im Positionspapier. Insbesondere moderne Fahrzeuge mit Elektroantrieben trügen zu einer verbesserten Umweltbilanz bei. Der Verband fordert deshalb die Fortsetzung der Fahrzeugförderung und die Einführung eines gedeckelten Fahrstrompreises, um die Mehrkosten emissionsfreier Busse langfristig auszugleichen.
Hinweise: Inkl. der Emissionen aus der Bereitstellung und Umwandlung der Energieträger, Basis durchschnittlicher Strom-Mix in Deutschland, CO2, CH4 und N2O angegeben in CO2-Äquivalenten, Flugzeug (Inland) inkl. Nicht-CO2-Effekte. *UBA-Kategorie Linienbus, Fernverkehr / Quelle Umweltbundesamt, TREMOD 6.51, Bezugsjahr 2022
Grafik: bdo Stand 07/2024
Deutschlandticket: Revolution im Nahverkehr
Das Deutschlandticket wird vom BDO als „bedeutendstes Tarifprodukt der letzten Jahrzehnte“ gelobt. Es ermögliche Mobilität für Millionen Menschen und trage zur sozialen Gerechtigkeit bei. „Mehr als 13 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten sprechen eine deutliche Sprache“, so der Verband.
Doch der langfristige Erfolg des Deutschlandtickets hängt von verlässlicher Finanzierung ab. Bund und Länder müssten über die kommenden zehn Jahre ausreichende Mittel bereitstellen, um Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Der BDO schlägt außerdem die Integration von Fernbussen in das Deutschlandticket vor, um Mobilität noch umfassender und attraktiver zu gestalten.
Eigenwirtschaftlichkeit bewahren
Ein zentraler Punkt ist die Bedeutung der Eigenwirtschaftlichkeit. Der BDO kritisiert, dass kommunale Unternehmen zunehmend den Markt dominierten und dabei oft keine Chancengleichheit für private Anbieter gewährleisteten. Laut BDO sollte gelten: Erst wenn private Anbieter keine ausreichenden Mobilitätsangebote bereitstellen könnten, sei ein Eingreifen der öffentlichen Hand gerechtfertigt. Eigenwirtschaftliche Verkehrsangebote seien dabei unverzichtbar, besonders in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. Der BDO fordert von den öffentlichen Aufgabenträgern, den fairen Zugang privater Anbieter zum Markt sicherzustellen, um ein ausgewogenes Mobilitätsangebot zu gewährleisten.
Bürokratieabbau als Schlüssel
Bürokratische Hürden würden die Busbranche erheblich belasten. Viele kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat des Sektors bilden, stünden aufgrund wachsender Regulierungen unter Druck. Der BDO plädiert für eine konsequente Entbürokratisierung. Ein Beispiel: Die Anforderungen des Energieeffizienzgesetzes seien für Busunternehmen unnötig, da jedes Unternehmen von Natur aus ein Interesse an der Einsparung von Treibstoffkosten habe.
Auch bei der EU-Mehrwertsteuerregelung sieht der BDO Reformbedarf. Unterschiedliche Mehrwertsteuerregelungen für grenzüberschreitende Reisen seien kaum noch handhabbar. „Selbst Steuerberater stoßen hier an ihre Grenzen“, so der Verband.
Lösung für den Fahrermangel
Mit einem Mangel von rund 25.000 Busfahrerinnen und Busfahrern steht die Branche vor einer weiteren großen Herausforderung. Die Ausbildungskosten von bis zu 14.000 Euro und langwierige Verfahren schrecken potenzielle Nachwuchskräfte ab, so der Verband. Der BDO schlägt vor, die Ausbildungskosten zu senken und die Prozesse zu vereinfachen. Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse müsse beschleunigt und der Zugang zur Prüfung von individuellen Fähigkeiten abhängig gemacht werden, statt von starren Mindeststundenzahlen.
Fernbusse als Ergänzung zur Bahn
Trotz steigender Fahrgastzahlen im Schienenverkehr blieben die Zahlen bei Fernbussen nach der Pandemie deutlich hinter den Vor-Corona-Werten zurück. Der BDO fordert ein klares Bekenntnis der Politik zum Fernbusverkehr. Fernbusse könnten besonders im Bereich der Nachtreisen eine sinnvolle Ergänzung sein, etwa durch sogenannte „Schlafbusse“. Regulatorische Hürden, die solche Angebote bislang verhinderten, müssten dringend abgebaut werden.
Zukunftsperspektiven
Die Vorschläge des BDO sind klar: Bürokratie abbauen, Investitionen erleichtern, verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Nur so könne der Busverkehr als Rückgrat des ÖPNV und als bedeutender Wirtschaftsfaktor nachhaltig gestärkt werden. Das Positionspapier zeigt, dass die private Busbranche bereit ist, ihren Beitrag zur Verkehrswende zu leisten – vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen stimmen.
Wer die Antriebswende und die Verkehrswende wirklich will, muss den Busverkehr stärken – so der Tenor des BDO.