Die Anwaltskanzlei BBG und Partner ist in Bremen ansässig. Sie berät Landkreise und ÖPNV-Aufgabenträger bei Ausschreibungen von Omnibusverkehren. Diese Bratungstätigkeit hatte jüngst offensichtlich auch zur Folge, dass der Konzern Transdev aus Frankreich eine europaweite Ausschreibung im Landkreis Nienburg/Weser gewann. Transdev bekam mehrere Buslinien zugesprochen. Fünf heimische Busunternehmen gingen leer aus und verloren ihre Linien an die Franzosen: Brinkmann, Langreder, Block, Emme und Berghorn.
Berater im ÖPNV unterwegs!
Sie werden nun Busse verkaufen und Mitarbeiter entlassen müssen, so Albert Goschin, der Chef von Brinkmann, gegenüber der Nienburger Zeitung „Die Harke“. Während vermutlich bei der Anwaltskanzlei BBG und Partner in Bremen ob diese Deals die Sektkorken knallten, herrscht bei den betroffenen privaten Busunternehmen Katerstimmung. „Der Ausschreibungswettbewerb hat immer nur ein Ziel, der billigste kriegt den Verkehr“, so Michael Kaiser, Landesgeschäftsführer der Fachvereinigung Omnibus und Touristik des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) gegenüber Bus Blickpunkt. Nach Einschätzung von Michael Kaiser, der das Geschehen dieser Rechtsanwälte seit einiger Zeit sehr aufmerksam beobachtet, gibt es inzwischen bundesweit eine Gruppe solcher Berater, die ihr Brot damit verdient, private Busunternehmer in Ausschreibungswettbewerben ins Abseits zu befördern.
„Wir haben in Niedersachsen an einigen Stellen, besonders im Gebiet des ZVBN (Zweckverband Bremen Niedersachsen), massiven Ausschreibungswettbewerb. Zu Beginn sind noch private Busunternehmen zum Zuge gekommen, doch jetzt merkt man, dass die Leistungen nur noch an Konzerne vergeben werden“, skizziert Michael Kaiser diese Entwicklung. Es bestehe für ihn keinerlei Zweifel, dass Transdev im Landkreis Nienburg das billigste Angebot abgegeben habe. „Wer die Verkehre hat, hat die Macht. Erst im zweiten Schritt wird Kasse gemacht.“, sagt Kaiser. Ein Konzern versuche in den ersten zehn Ausschreibungsjahren an möglichst viele Verkehrsleistungen zu kommen – koste es, was es wolle. Erst im elften Jahr, also in der nächsten Abschreibungsrunde, holt er sich sein Geld wieder, indem er den Preis erhöht, erklärt Kaiser das Prinzip. Schließlich seien dann keine Mitbewerber mehr vorhanden, da diese ausgeschaltet wurden. Jetzt ist Transdev auf der Suche nach „Auftragsunternehmen“, die für ihn die Verkehrsleistungen erbringen, natürlich so billig wie möglich. Das hätten auch heimische Busunternehmen bestätigt, an die Transdev mit einem Angebot „jenseits von Gut und Böse“ herangetreten sei. Im Zuge seiner Suche habe der Konzern ein für den Landkreis bereits bekanntes Busunternehmen aus Hannover angeheuert: Enders-Busbetrieb. Von Ende 2013 bis Ende 2015 hätte Kaiser zufolge dieses Unternehmen den Stadtbusverkehr in Nienburg betrieben. Doch die Stadt habe sich nach nur zweieinhalb Jahren von ihm getrennt, weil die Qualität seiner erbrachten Leistungen nicht gut gewesen sein soll. Es sei die Rede von gravierenden Sicherheitsmängeln bei zwei Linienbussen gewesen, zitiert „Die Harke“.
Im Frauenkloster vergessen
Ende Mai war ich in Urlaub. Auf der Insel Thassos im Nordosten Griechenland. Alles sehr schön, all inklusive. Ein Erlebnis war besonders nachhaltig: Ich wurde im Frauenkloster vergessen. Das kam so. Um die touristischen und kulturellen Schätze der grünen Insel bequem entdecken zu können, hatte ich eine Inselrundreise mit dem Bus vor Ort gebucht. So weit, so gut. Abgeholt wurde ich direkt vor dem Hotel. Nach einer netten Begrüßung stieg ich in den Bus ein und genoss auf der Fahrt zum ersten Programmpunkt die Sicht auf die herrliche Landschaft und das Meer. Angekommen im Kloster des Erzengels Michael. Nach einem kurzen Rundgang landeten wir im Souvenirshop des Klosters. Als eine weitere Reiseteilnehmerin und ich den Laden verließen, stellten wir entsetzt fest, die Gruppe war weg. Sofort nahmen wir Kontakt zu unserem Reiseveranstalter auf, der die Reiseleiterin informierte. Sie war mit der Gruppe einfach weitergefahren. Verfolgt von einer abgemagerten, kranken Katze, setzten wir uns an eine verlassene Bushaltestelle und warteten auf unseren Bus, der uns dort abholen sollte. Hinterher erfuhren wir von unserer Reiseleiterin, die sich keiner Schuld bewusst war und sich für uns nicht verantwortlich fühlte, dass sie zwar gemerkt habe, dass zwei Teilnehmer fehlten, aber sie das Programm durchziehen musste, weil sie sonst in Verzug geraten wäre. Während der Busfahrer, obwohl er kaum Englisch sprechen konnte, sehr bemüht war, uns aufzuheitern, weil wir einen Programmpunkt verpasst hatten, interessierte das die Reiseleiterin nicht die Bohne! Sie war eine sehr gute Geschichtenerzählerin, doch ihre Soft-Skills ließen zu wünschen übrig.