Im Landkreis Nienburg (Niedersachsen) tobt ein Kleinkrieg. Grund dafür ist das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung des Nahverkehrs. Der französische Konzern Transdev erhielt den Zuschlag. Und nun bekriegen sich die Subunternehmern, die ab 01. August 2017 für Transdev fahren, und die ortsansässigen Busunternehmern, die als Verlierer aus dieser Ausschreibung herausgegangen sind. Die Rede ist von Schikane, Stimmungsmache gegen die Neuen in Nienburg. Man lege ihnen Steine in den Weg, damit sie sich in Nienburg nicht allzu wohl fühlten. Das zumindest behaupten Florian Enders, Geschäftsführer von Enders Busbetrieb in Hannover, und Sandro Bohm, Omnibusbetrieb Schniering in Diepenau.

Ihre Busse rollen jetzt unter der Flagge von Transdev. Billig unter fremder Flagge? „Auf gar keinen Fall“, versicherten mir beide Unternehmer am Telefon. Sie seien zufrieden mit ihren Verträgen und könnten ihre Fahrer vernünftig bezahlen. Enders selbst hatte auch bei der Ausschreibung mitgemacht und sogar das teuerste Angebot abgegeben. Allerdings wunderten sich die ortsansässigen Nienburger Busunternehmer sehr darüber, dass ausgerechnet er jetzt für Transdev fährt. Der teuerste Bieter fährt nun für den billigsten – wie geht das? Transdev habe auch mit den ortsansässigen Busunternehmern mehrmals verhandelt, doch man kam finanziell auf keinen grünen Zweig.

Sandro Bohm, Omnibusbetrieb Schniering, der neben Enders Busbetrieb als zweiter für Transdev fährt, erlebt den Kleinkrieg im Detail. Er wollte für sein Geschäft mit Transdev einen Betriebshof mieten. Mit dem Vermieter soll alles abgesprochen und der Mietvertrag unterschrieben worden sein. Dann aber soll einer der ortsansässigen Busunternehmer mit dem Vermieter gesprochen und ihm ein lukratives Gegenangebot unterbreitet haben, damit dieser den Betriebshof nicht an die Firma Schniering vermietet. Damit sei dann der Deal mit Schniering geplatzt. Die ortsansässigen Unternehmen weisen diese Sicht der Dinge zurück. Ebenso wie den Vorwurf, sie würden ihre Busfahrer unter Druck setzen, damit sie nicht für Transdev fahren. Unterm Strich ist Florian Enders allerdings davon überzeugt, dass er und sein Kollege Sandro Bohm von den Ortsansässigen kollektiv gemobbt werden.

 

Steinbrück leistet weiterhin Widerstand

Wer hätte das gedacht? Ein mittelständisches Busunternehmen aus Gotha behauptet sich gegen die Willkür des Staates und beweist beachtliches Durchhaltevermögen. Damit hat weder Landrat Konrad Gießmann (CDU) noch ehemaliger RVG-Chef Uwe Szpöt gerechnet, als sie Mitte vergangenen Jahres frohen Mutes und siegessicher Wolfgang Steinbrück, Busunternehmer und BDO-Präsident, zudem zu 33 % Anteilseigner der Regionalen Verkehrsgemeinschaft (RVG) in Gotha, in die Wüste schicken wollten. Firma Steinbrück hat sich aber als gallisches Dorf Thüringens erwiesen und leistet weiterhin Widerstand gegen den skandalösen Komplott, der gegen ihn geschmiedet wurde. Er hält weiterhin an seinem Vorwurf einer betrügerischen Insolvenz seitens der RVG fest und erhärtet diesen Vorwurf durch ausführliches Zahlenmaterial, das er Ende Juli mithilfe seines Rechtsanwalts und eines Wirtschaftsprüfers zusammentrug – diese Dokumente liegen der Redaktion vor. Das Zahlenmaterial soll die „grob fehlerhafte Liquiditätsübersicht des Insolvenzverwalters“ aufdecken. Die Berechnungen basieren auf hypothetischen Szenarien. D.h. man spielt durch, was wäre, wenn keine Insolvenz gemeldet worden wäre, Doppelverkehre abgeschafft und Steinbrück weitergefahren wäre. Als Grundlage diente das Zahlenwerk des Insolvenzverwalters. Ergebnis: Während der Insolvenzverwalter für den bevorstehenden Jahreswechsel mit einem Minus von fast 1,6 Millionen Euro bei der RVG gerechnet hatte, habe die Firma Steinbrück hingegen ein Plus von über 1,1 Millionen Euro ausgerechnet. Demnach hätte der Insolvenzantrag der RVG abgelehnt werden müssen. Das Zahlenmaterial soll der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden, erklärte Steinbrück-Rechtsanwalt Martin Kupfrian.

 

RDA und VPR auf Kuschelkurs

Nach der gemeinsamen Abendveranstaltung im Rahmen der RDA-Expo in Köln (04.07.) scheinen die beiden Verbände, RDA und VPR, doch noch Gefallen an einer Zusammenarbeit gefunden zu haben. Angetan von der Idee der gemeinsamen Veranstaltung in Köln waren nicht alle VPR-Mitglieder zu Beginn. Bekanntlich wird aber nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Kürzlich kündigte die VPR in einer Pressemitteilung an, dass die VPR-Jahreshaupt- und Mitgliederversammlung 2018 am 12. April in Friedrichshafen im Anschluss an die RDA Group Travel Expo 2018 durchgeführt wird, „um den Reiseaufwand für die VPR-Mitglieder zu minimieren.“ Und wie sieht es mit dem Reiseaufwand für RDA-Mitglieder aus? In den Kölner Messehallen war zu hören, dass auch der RDA seine Mitgliederversammlung wahrscheinlich im Anschluss an die RDA-Expo veranstalten wird. Was verbirgt sich hinter der Annäherung beider Branchenverbände? Ausweitung der Zusammenarbeit oder gar eine Verschmelzung?