Bisher galten die erteilten Einzelgenehmigungen nur für vorab klar definierte Streckenabschnitte oder Stadtgebiete. Die Freigabe markiere für ZF einen Meilenstein in der Entwicklung autonomer Mobilitätslösungen, heißt es aus dem Unternehmen. „Die deutschlandweite Level-vier-Erprobungsgenehmigung für unser System für das autonome Fahren markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung autonomer Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr“, so Alexander Makowski, Leiter ZF Mobility Solutions. „Die KBA-Genehmigung ist ein Katalysator für den Einsatz von autonomen Transportsystemen in ganz Deutschland und damit auch für die gesamte Branche.“
Autonome Mobilitätssysteme können nun in den unterschiedlichsten Umgebungen getestet werden, in urbanen Zentren ebenso wie in ländlichen Regionen. ZF benötigt dafür künftig keine separaten Erprobungsgenehmigungen mehr. Bedeutet aber auch: Alle Verkehrsteilnehmer müssen ab jetzt deutschlandweit damit rechnen, autonomen Fahrzeugen im Testbetrieb zu begegnen und sozusagen zum „Partner im Testbetrieb“ zu werden – zumindest überall dort, wo der ÖPNV auf der Straße operiert. Autobahnen, Kraftfahrstraßen und Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von über 100 km/h sind von der Genehmigung ausgenommen. Gültig ist sie zunächst bis Ende 2026. Dann soll sie bis Ende 2028 verlängert werden können.
Ziele der Erprobungsgenehmigung
Die Erprobungsgenehmigung soll Erkenntnisse für die Weiterentwicklung autonomer Mobilitätslösungen liefern. Von deren Einsatz versprechen sich die Verantwortlichen „Potenzial für mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit im Verkehr“. Die Genehmigung trage dazu bei, die Technologie zur Marktreife zu bringen und betriebliche Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln.
ZF hat bereits an etlichen Orten und in Zusammenarbeit mit Kommunen und ÖPNV-Unternehmen seine autonomen Systeme getestet. Ein autonomes Transportsystem (ATS) wurde erst kürzlich erstmals in Düsseldorf im Auftrag der Rheinbahn AG unter die Lupe genommen. Im Rahmen der Leitmesse für autonome Technologien und Robotik „Xponential“ und den darauffolgenden Kundentagen hatten ÖPNV-Betreiber, Vertreter von Städten und Kommunen und auch interessierte Messebesucher die Möglichkeit, in einem ATS mitzufahren.
Autonomes Fahren & Verkehrswende
Autonomes Fahren wird als „entscheidender Baustein“ für die Verkehrswende und „Schritt zu nahtloser, inklusiver und nachhaltiger Mobilität“ gewertet. Deshalb unterstütze ZF Mobility Solutions interessierte Unternehmen bei der Umsetzung der autonomen ÖPNV-Erprobung. Der Fokus liege dabei auf der „organisatorischen und technischen Befähigung des Betriebs“. Konkret handele es sich dabei um beratende Tätigkeiten bei der Auswahl und Bewertung infrage kommender Strecken, die Kartierung derselben sowie das Erstellen des Anforderungsprofils an Hard- und Software. Auch die Inbetriebnahme, die Durchführung der Erprobung und die anschließende Befragung der Probanden für die Entwicklung lägen im Kompetenzbereich der ZF Mobility Solutions.
Neben der Rheinbahn AG arbeitet ZF auch mit Rabus zusammen. Für zwei ausgewählte Strecken Friedrichshafen und Mannheim hatten die Projektpartner bereits im vergangenen Jahr eine Level-vier-Erprobungsgenehmigung erhalten. Weiterentwickelt werden sollte hier ein Shuttle, das den technischen Anforderungen im Mischverkehr entspricht. Dazu ist der Technologiekonzern ZF eine projektbezogene Partnerschaft mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich eingegangen, der für das Projekt vier Elektro-Shuttles liefert, die mit AD-Technik von ZF ausgestattet wurden. Das Projekt wurde vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg gefördert. Von dieser aufgebauten Expertise sollen nun auch andere Städte und Kommunen profitieren, so die Projektverantwortlichen.