Die Zahlen bei Ebusco sind nicht die, die die Verantwortlichen bei Ebusco und die Anleger an der Börse erwartet haben. In den letzten fünf Jahren hat das Unternehmen den Umsatz verdoppelt. In diesem Zeitraum hat sich jedoch der Nettogewinn von drei Millionen in einen Nettoverlust von 120 Millionen verwandelt. Der Aktienkurs brach ein, das Papier ist nur noch ein Achtel des Einstiegskurses wert. Droht nun die nächste Schieflage eines Busherstellers? Nein, denn die Chancen für Ebusco sind deutlich besser als die, die Van Hool hatte. Ebusco steht mit "nur" 35 Millionen Euro bei den Gläubigern in der Schuld.

Van Hool hatte - wie im letzten, im Jahr 2022 veröffentlichen - Jahresbericht zu lesen ist, 417 Millionen Euro Schulden angehäuft. Der entscheidende Fehler bei Van Hool war der, dass die Belgier zu einseitig auf die kostenintensiven FCEV-Linienbusse gesetzt hatten. Zu spät wurde das Segment der Elektrobusse auf- und ausgebaut, hier hatte Ebusco sich schon längst am Markt mit verschiedenen, stets weiter entwickelten Baureihen etabliert. Als börsennotiertes Unternehmen hat Ebusco im Gegensatz zu Van Hool auch nicht mit hausinternen Familienstreitigkeiten und einem Erbe zu kämpfen…

Ebusco bedient nur das Segment der Elektrobusse und hat sich als Pionier in diesem Gebiet dann frühzeitig für Leichtbau-Elektrobusse entschieden und bereits erste E-Solo- und E-Gelenkbusse der neuen Leitbau-Baureihe 3.0 auf die Räder gestellt. Davor wurden ausreichend Erfahrungen mit klassischen Elektrobussen gesammelt. Ebusco hat den Gang an die Börse gewagt, Van Hool war bis zum Schluss zu 100 Prozent im Besitz der Familie. Ebusco hat sich u.a. durch die im letzten Jahr geschickt platzierten Anleihen an der Börse so finanziellen Spielraum zum Überleben bereitet. Nichtsdestotrotz hat Ebusco aktuell Probleme.

 

Nur 178 Elektrobusse konnte Ebusco 2023 bauen - trotz größerer Auftragslage

Ebusco hat einen Auftragsbestand von 1.719 Aufträgen, wieder ein Rekord! Aber: Im Jahr 2023 konnten die Niederländer nur 178 Elektrobusse bauen. Operativ hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 103 Millionen Euro Verlust gemacht. Mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Am Hauptsitz in Deurne ist der Arbeitsmarkt angespannt, Arbeits- und Fachkräfte sind rar. Die Niederländer wollen einen Großteil der bestellten Elektrobusse und Komponenten mit Hilfe von Subunternehmern auf die Räder stellen. Für die Probleme in den globalen Lieferketten ist Ebusco nicht verantwortlich, muss aber damit umgehen.

"Das vergangene Jahr war ein schwieriges, größtenteils enttäuschendes Jahr. Wir haben weder das geliefert, was wir geplant hatten, noch das, was wir versprochen hatten", sagte der Ebusco-CEO und Gründer Peter Bijvelds zu den Zahlen des Jahres 2023. Die Erlöse für 2024 schätzen die Niederländer hingegen bei mehr als 300 Millionen Euro bei einem positiven Ebitda. Als Gründe nennen die Niederländer den erfolgreichen Produktionsanlauf des 3.0-Modells bei Ebuscos Montagepartnern in China und die Umsetzung der Montage der 3.0 Baureihe im neuen Werk im französischen Rouen. Und den Einsatz des Co-CEOs Frank Meurs, der interimsmäßig bereits erste Maßnahmen ergriffen hätte, um die Kosten zu senken. Da der Markt der Elektrobusse in Europa weiterwächst, stehen die Chancen für Ebusco gut. Mit den eingeleiteten Änderungen im Produktionsprozess sind die Weichen gestellt, weil Probleme – im Gegensatz zu Van Hool – angegangen und scheinbar gelöst werden konnten.